Führung im Wandel:
Wie viele Führungskräfte braucht die Zukunft? Wie viel Aufmerksamkeit ein Mensch?

Führung im Wandel:
Wie viele Führungskräfte braucht die Zukunft? Wie viel Aufmerksamkeit ein Mensch?

Autor: Nina Wiesinger, MBA


Die Art des Führens hat sich in den letzten 20 Jahren nicht nur verändert – sie hat eine totale Transformation durchlaufen. Entdecke hier, wie du heute erfolgreich führst und warum deine MitarbeiterInnen ein bisschen wie Orchideen sind.

Es gab eine Zeit, in der Führungsarbeit grundsätzlich mit Wissen verbunden war. Der Meister war immer Experte seines Faches und verfügte über die Erfahrung vieler Jahre im operativen Geschäft. Führungskräfte wurden damals vor allem aus dem Team heraus entwickelt – und das nicht nur in Familienbetrieben.

Der Leitsatz ,,Wissen ist Macht“ bildete ein unerschütterliches Fundament der Führungsrolle. Die Meister behielten ihr umfangreiches Know-how aus verschiedenen Gründen jedoch oft für sich.

Wachstum, Wandel und was die Digitalisierung damit zu tun hat

Das Wachstum von Unternehmen machte es notwendig, mehrere Führungskräfte zu beschäftigen, die für unterschiedliche Aufgaben, Ziele und Projekte verantwortlich zeichneten. Ihre MitarbeiterInnen haben diese Führungskräfte gefordert – und nur selten gefördert.

Zur Veränderung dieses Führungsleitbilds über die letzten Jahre haben die Digitalisierung und das World Wide Web einen wesentlichen Beitrag geleistet.

Fast alles kann heute nachgelesen, gegoogelt oder auf YouTube angesehen werden. Zu jedem Produkt finden sich unterschiedliche Blickwinkel, Produkt- und Preisvergleiche, Vor- und Nachteile, Rezensionen und vieles mehr. Die MitarbeiterInnen sind somit eigenständig fachliche Experten in ihren Bereichen geworden und oftmals verfügen die KundInnen über ein noch breiteres Produktwissen als die VerkäuferInnen.

Warum es nicht mehr reicht, die Antwort auf eine Frage zu kennen

Über die Zeit sind die Hierarchien in Unternehmen flacher geworden, die Verantwortungsbereiche der Mitarbeiter größer und umfangreicher. So einige im Team haben Budgetverantwortung bekommen. Und das ist gut so. Aus dem Fordern wurde die Stärkung einer ganz anderen Kompetenz: der Eigenverantwortung.

Die Antwort auf eine Frage zu haben, war nicht mehr ausreichend. Auf einmal ging es darum, eigene Entscheidungen zu treffen und für den jeweiligen Bereich Empowerment zu bekommen. Eine Möglichkeit des Mitgestaltens wurde eröffnet, was Jahre davor undenkbar gewesen wäre.

Plötzlich war eine neue Welt des Arbeitens da: MitarbeiterInnen mit anderen Möglichkeiten, Chancen und grenzenloser Freiheit, wie es schien. Für die einen spannend, für die anderen Chaos und für wieder andere Teammitglieder eine vollkommene Überforderung.

Eigenverantwortung und Umsetzungsstärke

MitarbeiterInnen wurden von jetzt auf gleich nicht mehr an ihrer fachlichen Kompetenz, sondern an ihrem Führungsverhalten und ihren Umsetzungsfähigkeiten gemessen. Weg von der Zeitmessung, hin zur Umsetzungsstärke. Oh Schreck! Der Welpenschutz war weg.

Unternehmerisches Denken, Vision, Mission und Zielsetzungen waren plötzlich Thema. Unternehmenswerte wurden zu Schlagworten, Unternehmenskultur stand an der Tagesordnung und Employer Branding ist auf der Prioritätenliste ganz nach oben gerückt. Die MitarbeiterInnen haben sich nicht mehr beim Unternehmen beworben, sondern die Unternehmen bei den MitarbeiterInnen.

Was ist passiert? Wo sind all die Menschen hin, die händeringend Jobs gesucht haben? Wo sind die gut bezahlten Positionen hin, in denen zusätzliche Leistungen den Job erst so richtig attraktiv gemacht haben? Gute Frage. Nächste Frage.

MitarbeiterInnen regelmäßig gießen, sinngemäß

ArbeitnehmerInnen verlangen plötzlich nach Aufmerksamkeit, Respekt, Wertschätzung und Anerkennung. Wann hat sich die Medaille gedreht? War all das nicht genau, was zuvor Führungskräfte von ihrem Team eingefordert und verlangt haben?

Eine gesunde Beziehung zwischen Führungskraft und MitarbeiterIn lässt sich gut mit der Pflege einer Orchidee vergleichen. Die Orchidee kann auf Palmen hoch über sich selbst hinauswachsen. Sie wächst und gedeiht, wenn sie auf das richtige Umfeld trifft, die richtigen Nährstoffe bekommt – und persönliche Aufmerksamkeit.

Es ist nicht viel Aufmerksamkeit, die eine Orchidee braucht. Doch sie braucht die richtige. Nur 20 Minuten in der Woche und ein individuelles Verständnis für ihre Bedürfnisse. Einmal in der Woche ein Wasserbad für die Wurzeln, den richtigen Topf, damit die Wurzeln auch Licht bekommen, einen Zuschnitt, wenn Blüten verblüht sind, um wieder neue Knospen entfalten zu können. Wenn die Wurzeln aus dem Wasserbad genommen werden, diese abtropfen lassen und erst dann wieder in den Topf stellen. Wer mag schon kalte Füße und beengte Räume für die persönliche Entfaltung?

MitarbeiterInnen sind ganz ähnlich zu pflegen: 20 Minuten Aufmerksamkeit, persönlicher Austausch und Feedback sowie empathisches Zuhören zeigen Wirkung. Die persönliche Geschichte? Einfach mal gelten lassen, ohne sie anzuzweifeln oder schon eine Lösung in Gedanken zu haben, die schnell auf der Zunge zu einem Wort geformt und auf dem Silbertablett serviert wird.

Deine MitarbeiterInnen entfalten sich und blühen auf, wenn du sie lässt. Stelle Fragen, begleite dein Gegenüber auf seinem Weg und lass es Wege finden und stolz auf die eigenen Erfolge sein. Durch den Erfolg folgt der/die MitarbeiterIn – und identifiziert sich mit dem Unternehmen, kann örtliche Veränderungen besser annehmen und zum Beispiel das mobile Arbeiten und das Homeoffice als Chance statt als Belastung sehen.

Kontinuität, Orientierung und was sonst noch Chancen eröffnet

Der goldene Schlüssel steckt in der Beziehung, im stetigen, wöchentlichen Austausch zwischen der Führungskraft und dem/der MitarbeiterIn, zwischen den MitarbeiterInnen, KooperationspartnerInnen und KundInnen.

Für Menschen jeder Position zählt die Beziehung. Ziehen kann in zwei Richtungen erfolgen und viel Kraft kosten. Die Unternehmensausrichtung stimmt, wenn Orientierung gegeben ist, das gemeinsame Ziel klar ist, die Aufgaben den Kompetenzen entsprechend verteilt sind und alle an einem Strang ziehen.

Kennt dein Gegenüber deine Big 5? Das, was du im Leben erreichen willst? Denk daran: Bevor es ein Du überhaupt geben kann, muss es ein Ich geben.

Hast du Sicherheit, Ruhe, Klarheit und Orientierung für deine Position, haben die anderen Personen in deinem Umfeld das auch. Wenn du deine MitarbeiterInnen kennst, ihre Stärken, ihre Ziele, ihre Big 5 – und du diese sichtbar machst, kannst du deine Rolle als Führungskraft für die Zukunft neu definieren und das neue Führungskonzept und deinen Fokus kommunizieren.

Nutze JETZT den FührungsCHANGE als FührungsCHANCE, den mobilen UnternehmenskulturCHANGE als UnternehmensCHANCE! Gönne dir und deinem Team gemeinsame Zeit und neue Rahmenbedingungen. Geht gemeinsam zurück an den Start. Es war nie eine bessere Zeit als JETZT.

Ein kleiner Schritt zum Ursprung, zum Kerngeschäft, zum Kunden und zu den MitarbeiterInnen – ein großer Hebel für das Unternehmen. Egal, was alles kurz zuvor noch undenkbar und unmöglich gewesen sein mag: Gemeinsam eröffnet ihr neue Chancen.

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